Für alle Fälle Fitz - Staffel 2

Für alle Fälle Fitz - Staffel 2

12.10.2016 23:19

Heutzutage ist es nichts ungewöhnliches mehr, wenn die Hauptfigur einer Serie oder eines Filmes ein unsympathisches Arschloch mit allerhand Problemen ist, viel mehr ist es Standard. Doch vor 20 Jahren war das noch anders, es waren eher "Saubermänner" als Figuren beliebt. Ein Charakter wie die Hauptfigur dieser Serie, der Psychologe "Fitz" (kettenrauchend, saufend, spielsüchtig, fett, zynisch, ständig knapp bei Kasse), stach da heraus. Und das Gute ist: Auch heute funktioniert die Serie immer noch hervorragend und Fitz ist immer noch etwas besonderes. Die 1. Staffel sah ich schon vor ein paar Jahren, speziell der 2. Fall (es gibt immer 3 Fälle pro Staffel, eine Folge/ein Fall ist meistens allein 150 Minuten lang) um ein Killerpärchen blieb mir im Gedächtnis, weil das einfach herausragende Krimiunterhaltung war. Die letzten Tage sah ich nun endlich die 2. Staffel, jeden Tag eine Folge (jede wieder zweieinhalb Stunden lang)...


... und wie schon in Staffel eins war das wieder gehobene Krimikunst. Schwierig einzuschätzen, welche Folge diesmal die beste war, doch ich würde sagen, Fall 1 und 3 sind noch einen Ticken stärker als Fall 2. Insgesamt gilt aber natürlich für alle Folgen wie schon in Staffel 1: Hervorragende, spannende, niveauvolle Unterhaltung mit exzellenten Schauspielern bis in die kleinsten Nebenrollen. Highlight aller Folgen ist zweifellos Robbie Coltrane als Fitz, er liefert mal wieder eine anbetungswürdige Performance ab. Man hat nicht das Gefühl, dass er diese Figur spielt, nein, er ist Fitz (mit seiner ganzen Masse). Seine zynischen, fiesen Witze sind zu komisch und die Psycho-Duelle, die er sich mit diversen vermeintlichen Tätern und Opfern liefert, sind vom Allerfeinsten. Nicht zu vergessen sein ständiger Schlagabtausch mit seiner Frau und seiner "mehr als nur"- Kollegin Jane, die er beide auch nur zu gerne analysiert wie auch die restlichen Figuren.



Bei Ansicht von "Cracker" (so der Originaltitel) hab ich auch wieder gemerkt, wie "amerikanisiert" man ist. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt, aber wir alle wachsen doch mit amerikanischen Filmen und Serien auf. Und wenn man dann eine Serie wie diese sieht, ist man bisweilen irritiert, wie sich die Figuren verhalten, weil man es eben völlig anders gewöhnt ist. Doch in "Für alle Fälle Fitz" wird nichts überdramatisiert, alles wirkt echt, rau und hart. Die Serie spielt in Manchester, einer Arbeiterstadt, und das merkt man auch. Alles ist grau in grau, ständig regnet ist, fast nie Sonne. Keine Hochglanzbilder, keine übertrieben schönen Menschen spielen hier mit, richtig authentisch eben. Da kann es schon mal vorkommen, dass eine wichtige Figur mitten in der Folge einfach so im "normalen" Polizeialltag stirbt und dennoch gibt es keine tränenüberströmten, melodramatischen Szenen zusehen, wie man es von den Amerikanern kennt, auch von den tollen Serien heutzutage. Hier wird auch niemand in letzter Sekunde spektakulär gerettet und übertriebene Wendungen gibt es ebenfalls nicht. Es geht einfach normal und realistisch weiter, so wie man sich das ungefähr vorstellt.



Im 1. Fall geht es um einen vermeintlichen Skinhead und Fußballfan, der auf eine ganz spezielle Weise Rache übt. Gespielt wird er von Robert Carlyle, der eine unglaublich starke Leistung abliefert, kein Wunder, dass er durch diesen Auftritt berühmt wurde. 9/10

Im 2. Fall geht es um eine absurde Sekte, die junge Mädchen verführt. Interessant dabei, wen man da alles an britischen Darstellern entdeckt: Z.B. Downton Abbey - Butler Carson alias Jim Carter, der den Sektenguru gibt und die junge Samantha Morton (In America, The Messenger) in seine Fänge lockt. 8,5/10

Im 3. Fall geht es um einen aufreizend lässigen Serienvergewaltiger, den Fitz und Co. versuchen zu stoppen. Besonders die letzten 20 Minuten der Folge sind enorm spannend, als 2 Handlungsstränge sich gleichzeitig zum Höhepunkt aufschwingen. Und dann noch der erste richtige Fitz-Cliffhanger, so dass ich die 3. Staffel kaum erwarten kann. 9/10



Das Faszinierende an der Serie ist auch, dass die Folgen trotz der Länge nie langweilig werden. Man weiß zwar so ungefähr, dass die Fälle wohl erst gegen Ende der 150 Minuten gelöst werden, aber das Wie und das Ob überhaupt sind entscheidend. Es bleibt immer interessant, schockierend, spannend, witzig und unterhaltsam bis zum Schluss. Was natürlich daran liegt, dass eben nicht nur die Ermittlungen der Polizei und die psychologischen Profile (der Täter und Opfer) von Fitz eine Rolle spielen, sondern den Verdächtigen und ihren Geschädigten auch ausreichend Raum geboten wird. Die Serie versucht zu vermitteln, warum und weshalb der oder die Täter das tun, was sie eben tun. Nicht um Mitleid oder Verständnis zu erhaschen, sondern um es halbwegs zu verstehen und nachvollziehen zu können. Und immer dann, wenn Fitz tief in die Seele der Täter blickt, ist die Serie am besten.

Fazit: Wie schon in Staffel 1 absolut hervorragende Krimiunterhaltung. 10 Punkte gibt es eigentlich nur nicht, weil es ja auch noch Serien wie z.B. die Sopranos und The Wire gibt...9/10

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  • Erstellt von Sandro In der Kategorie Allgemein am 12.10.2016 23:19:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 12.10.2016 23:19
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